Auf dem Foto ist eine sogenannte Endlos-Kette zu sehen. Darunter
versteht man, dass, wenn man am Ende einer Kette angekommen ist,
man die schon vorbereitete neue Kette einfach daran anbindet und
dann mit dem gleichen Muster weiterwebt,
Dieses Foto deshalb, weil ich heute am Ende der Kette angekommen
bin. Dieser Beitrag wird fortlaufend weitergeführt werden , über
das Anfertigen einer neuen Kette, Transfert zum Webstuhl, Muster,
Garn und das Weben selbst.
Der Schärbaum
Unter Schären versteht man das Abwickeln von Garn, um das Kettgarn abzumessen und um einen Kettzopf
herzustellen.Dieses macht man mit dem Schärrahmen, oder für längere Ketten mit dem Schärbaum.
Darunter versteht man ein Gerät, dass sich um die eigene Achse dreht und oben und unten jeweils
3-5 Stifte hat, womit man ein Fadenkeuz legt.
Der Schärbaum lässt sich zusammenklappen und mit wenig Platzbedarf versorgen, wenn er nicht
gebraucht wird.
Man kann damit Ketten mit bis zu 10 Meter schären. Es gibt auch grössere Modelle, wo man dann
bis zu 30 m schären kann...
Das Spulengestell
Damit sich das Garn beim Schären reibungslos abwickeln kann, werden die Konen im Spulengestell
eingespannt. Wenn man mit mehreren Spulen gleichzeitig schärt, müssen sich alle Spule in der
gleichen Richtung abwickeln.
Entwerfen der Kette
Die einfachste Kette besteht aus einem gleichfarbigen
Garn gleicher Qualität.
Oder man wechselt jeden cm die Farbe , von dunkel zu hell und
wieder zurück.
Man kann z.B auch jeden dritten und vierten Faden , siebten und
achten .... mit einer
anderen Farbe arbeiten. Oder mit einer anderen Garnstärke. Oder beim
Einzug in den
Rechen jeweils eine Gruppe dicht und eine Gruppe mit Lücken einziehen.
Der Fantasie sind dort keine Grenzen gesetzt.
Dennoch sollte man sich über den Verwendungszweck des zukünftigen Gewebes
schon vorher im Klaren sein.
Will ich einen Stuhl neu bepolstern, oder brauche ich ein neues
Kopfkissen ?
Die Dicke des zu verwendeten Materials wird sehr unterschiedlich ausfallen,
wenn sie sich diese Frage beantworten. Das Erstere wird eher dicker und
solid, und das Zweite eher angenehm auf der Haut und gut Waschbar.
Ebenso ist man durch die Wahl seines Webstuhls eingeschränkt.
Auf einem Webstuhl mit 8- oder 12 Schäften kann man ein anderes
Muster Weben und wird eine andere Kette wählen als auf einem
Webstuhl mit z.B. 2 Schäften.
Schären der Kette : Fadenkreuz
Hat man sich für ein Garn sowie die Länge und Breite des Gewebes
entschieden, kann man mit dem Schären beginnen.
Man macht um den ersten Stift oben beim Schàrbaum mit dem Garn
einen Knoten und führt das Garn weiter unter dem zweiten
Stift durch und wieder über den dritten Stift, dreht dann
den Schärbaumum die eigene Achse, macht soviel Umdrehungen
wie gewünscht, und führt den Faden am Ende wieder
Über-,Unter- und Über dem Stift ; danach macht man das
selbe von Unten nach Oben, u.s.w., bis man die Anzahl
Kettfäden erreicht hat, die die gewünschte Länge ergiebt.
Bei Farbwechsel wird immer Oben angeknüpft, ausser bei
ungerader Anzahl bei Farbwechsel.
Der Transfert
Hat man die Kette soweit fertig, werden beim Fadenkreuz Leisten
eingeschoben, die etwas breiter als die vorgesehene Breite des
neuen Stoffs sind. Die Leisten unbedingt miteinander mit Schnur
verbinden. Es passiert des Öftern, dass beim Transfert eine
Leiste verloren geht, uns somit hat man das Fadenkreuz natürlich
verloren.
Hat man also seine Leisten eingeführt und miteinander verbunden,
kann man das Holz mit den drei Stiften am Schärbaum lösen und
die Leisten am Kettbaum beim Webstuhl anbinden.
Man kann jetzt entweder die Kette, die sich noch auf dem
Schärbaum befindet, zu einem Zopf flechten. Darauf achten, dass
die Kette immer im gespannten Zustand bleibt.
Die andere Möglichkeit besteht darin, dass man direkt Meter
für Meter, vom Schärbaum auf den Kettbaum wickelt. Der Schärbaum
darf sich nicht von der Stelle bewegen, und die Kette ist
jeweils mit Schnur an den Stangen fixiert. ( auf dem Foto
vorne links ersichtlich)
Der Einzug in die Litzen
Mit dem Einzug der einzelnen Fäden wird gleichzeitig das Muster
gelegt, dass man dann weben wird.
Sich vor dem Einziehen in die Litzen vergewissern, dass man
genügend Litzen auf jedem Schaft hat. Ansonsten muss man die
fehlenden Litzen noch ergänzen.
Man wickelt beim Kettbaum soviel Kette ab, dass die Fäden ca.15
cm über den Rechen herausschauen. Mit Klebeband werden die Stäbe,
die das Fadenkreuz garantieren, fixiert.
Danach fängt man am rechten Rand an, ein Faden nach dem Andern
durch die Öse in der Mitte der Litze durchzuziehen. Es ist
empfehlenswert, die Fäden am Rand , so 5-10mm,
doppelt zu nehmen . Jewils einige Fäden zusammen mit einem Knoten
sichern.
Hat man alle Fäden in die Litzen eingezogen, kann man die Kette in den Rechen einziehen.
Der Rechen
Ein Rechen besteht aus einer bestimmten Anzahlvon Zähnen pro
cm. Ein Rechen 5/10 hat also 5 Zähne pro cm, ein 8/10 8 Zähne
pro cm, ein 12/10 12 Zähne, u.s.w.
Es ist also wichtig für das Aussehen unseres neuen Gewebes, mit
welcher Dichte die Kettfäden in den Rechen gestochen werden.
Am besten wickeln sie ein Mustergarn um einen Karton, mit 5 Fäden
pro cm. Gefällt es ihnen ? Probieren sie das gleiche Garn mit 8
Fäden pro cm. Finden sie es schön ?
Vertrauen sie dort ihrem gesunden Menschenverstand und wählen sie
die Dichte, die ihnen am Besten zusagt. Die Dichte des Einzugs
bestimmt, ob ein Gewebe locker oder fest ist, und man muss
wohl einige Stoffe gewebt haben, bis man das im Griff hat.
Haben sie sich z.B.für eine Dichte von 8 Fäden entschieden,
haben aber keinen solchen Rechen, so können sie einen 4/10
verwenden, und jeweils 2Fäden in einen Zahn einziehen.
Notfalls können sie einen 3/10 nehmen und jeweils 3 Fäden in
den gleichen Zahn einziehen,
womit sie dann 9 fäden pro cm haben.
Man sollte nie mehr als max. 3 Fäden im gleichen Zahn einziehen.
Es entstehen sonst sichtbare Lücken im Gewebe bei jedem
Zahnwechsel, und es wirkt recht störend, ausser sie möchten
einen solchen Effekt in die Struktur einbauen.
Wenn man alle Fäden in den Rechen eingezogen hat, kann man
die Fäden portionenweise am Warenbaum ( die runde Walze unter
dem Rechen Nähe Stuhl ) anknoten..
Darauf achten, dass die Spannung der angeknoteten Fäden
durchgehend etwa gleichbleibend ist. Das muss mehrmals
korrigiert und angepasst werden.
Ich mache meistens links und rechts am Rand schon mal einige
Knoten, daraufhin einige in der Mitte, und wieder
Aussen, u.s.w..
Das Anweben
Es kann nun angewebt werden. Man wirft sein Schiffchen einige
Male hin und her, z.B in der Leinwandbindung. Alsbald wird
man die ersten Fehler entdecken.
Vielleicht hat es 2 Kettfäden nebeneinander, die nicht richtig
abbinden. Das heisst, ein Faden wurde in eine falsche Litze
eingezogen. Man muss also eine Litze an der richtigen Stelle
anfertigen. Man nimmt einen genügend stabilen Faden und wickelt
ihn um die untere Aufhängung am Schaft. In der richtigen Höhe
macht man die Aussparung für die Öse, und verknotet diese Litze
an der oberen Aufhängung im Schaft. Danach kann der Faden, der
falsch abgebunden hat, in diese Hilfslitze eingezogen werden.
Der Fehler ist beseitigt.
Der Entwurf
Es ist empfehlenswert, verschiedene Fäden um einen Kartonstreifen
zu wickeln, damit man Farbkombinationen und Garnstärken ausprobieren kann.
Es ist sehr hilfreich, um sich ein Projekt Bildhaft vorstellen zu können.
Hier eine Beschreibung zum Entwurf des Musters zur Kette,die man
oben sieht.
Das Material ist reines Leinen in unterschiedlichen Dicken,mit
einer Lauflänge zwischen 6000 - 9000 Meter pro Kilo. Ich denke
an Handtücher oder Vorhang.
Die Webbreite des Webstuhls ist 50cm. 4 Schäfte
Ich möchte 12 Fäden pro cm einziehen.
Ich brauche also 600 Fäden, plus je 12 Fäden für jede Kanten,
die doppelt genommen werden.
Ich baue Streifen in der Kette ein.
Ich mache ein Bord, eine andersfarbige Mitte, und wieder ein
Bord.
Weben ist etwas Rhythmisches.
Wenn man auf der einten Seite ein Bord macht, sollte man
gegengleich auch eines machen, sonst sieht das irgendwie
komisch aus.
Hier mal ein Sampler, wie die oben beschriebene Kette in etwa aussehen wird, Leinwandbindung
Die selbe Kette mit einer anderen Pedalverschnürung, in Köper Vierschaft