Färben mit Pflanzen

und natürlich gewachsenen Rohstoffen

Ich färbe seit gut 10 Jahren mit Pflanzen, nachfolgend einige Beizen- und Küpenrezepte. Die Rezepte sind uns Allen auf einer langen Tradition von Färber/innen basierend, erhalten und überliefert worden. Es geht mir in erster Linie um ein respektvolles Verhalten der Pflanzen- und Tierwelt gegenüber. Beizen mit Kupfer-, Eisen- oder Zinnsulfaten machen die Wolle brüchig und rauh, und sind giftig für die Abwasser. Natürliche Rohstoffe zum Färben sind sehr teuer geworden. Falls sie einen Garten haben, ist es interessant, einige Färberpflanzen anzusiedeln . Es gibt sehr viele Blumen, aus denen man einen Farbsud herstellen kann, allerdings sind die Farben dann oftmals nicht licht-oder reibecht und verschwinden nach einigen Waschgängen. Es ist schade für die Arbeit, denn Färben mit Pflanzen ist zwar nicht schwierig, aber sehr arbeitsaufwendig. In diesem Sinn geht es mir nicht darum, mich in ein gutes Licht zu rücken, ihnen jedoch einige Pflanzen vorzustellen, die ein gutes und haltbares Farbesultat ergeben werden und woran sie jahrelang ihre Freude haben werden.... Ausnahmen bestätigen die Regel.... Am Anfang finden sie allgemeine Hinweise für geeignete Küchenutensilien und Beizenrezepte. In weiteren Seiten finden sie die einzelnen Pflanzen , aufgelistet in einem Farbkreis. Bei Interesse freue ich mich auf ihren Besuch. Ich wohne 1/2 Stunde Autofahrt von Biel und eine Stunde von Basel weg. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig zu erreichen.

Unter natürlich gewachsenen Rohstoffen verstehe ich Pflanzliches und Tierisches Material, das so lange gekocht wird, bis sich die Farbstoffe im Wasser gelöst haben und danach von der Rohwolle aufgenommen werden können. Damit die Färbung fixiert und haltbar gemacht werden kann, muss die Wolle 'gebeizt' werden ( die Suppe in der Sauce). Eine gelungene Färbung sollte wasch- und reibecht sein. Pflanzenfarben sollten nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden, da sie sonst ausbleichen. Auch die Wolle selbst kann 'brettig', hart oder spröde, werden.

Das Beizen

Pfannen und Töpfe, die zum Beizen und Färben benützt werden, dürfen nie zur Zubereitung von Lebensmitteln und Speisen gebraucht werden. Das selbe gilt für alle Messbecher und Schwingbesen und sonstwelche Arbeitsgeräte ! Nienals Ess-und Trinkwaren in der Nähe der 'Färberküche' aufbewahren !

Grundrezept

für 1kg saubere Wollflocken: 150g Alaun und 15g Weinstein werden in 1l Wasser aufgelöst. Das ganze wird zum Kochen gebracht und mit einem Schwingbesen gerührt, bis es aufgelöst ist. Danach werden 30-40L Regenwasser dazugegeben und das ganze Erhitzt. Bei etwa 30° werden die angefeuchteten Flocken oder Stränge dazugegeben, und zum Kochen gebracht. Dabei ab und zu die Wolle mit einem Stab bewegen. Die Temperatur von 90° ca. 20 Min. beibehalten. Danach abkühlen lassen. Die Wolle aus dem Beizbad nehmen und abtropfen lassen, danach in der Waschmaschine schwingen. Das Beizbad ist nicht wieder verwertbar und muss weggeschüttet werden. Die so behandelte Wolle in einem feuchten Tuch einschlagen und während mindestens 3 Tagen ruhen lassen, damit die Beize gut einwirken kann. Die Wolle mehrmals drehen, damit die Beize gleichmässig aufgenommen wird. Die Wolle kann so einige Wochen gelagert werden, soll aber immer leicht feucht bleiben und öfters gekehrt werden.

Weinstein Natürlich gewachsener Weinstein vom Winzer

Kaltbeize

  1. 200g Alaun
  2. 150 ml Essigessenz 25 %
  3. 50g Waschsoda (Natriumkarbonat)
  4. 25g Weinstein
  5. 10L Wasser
  1. Alaun und Weinstein in 1L heissem Wasser auflösen und auskühlen lassen.
  2. Soda in einem anderen Gefäss ebenfalls in warmen Wasser auflösen und abkühlen lassen.
  3. Den aufgelösten Alaun/Weinstein in ein verschliessbares Plastikfass schütten, die Essigessenz zugeben, etwas rühren. Danach die Sodalösung nach und nach zugeben, da es aufschäumen kann.
  4. Mit etwa 10L Wasser auffüllen. Diese Beize reicht für etwa 1kg Wolle und ist mehrmals wiederverwendbar.
  5. Sie dient zum Beizen von Proteinfasern und kann normal entsorgt werden.
  6. Die angefeuchtete Wolle Einschichten, mindestens 24Std.
  7. Einweichen.
  8. Vor dem Färben Wolle mit weichem Wasser spülen, winden unf feucht ins Farbbad geben.

Potasche

Unter Potasche versteht man kohlensaures Kali. Es wird aus der Holzasche gewonnen. Industrielle Potasche ist ein weisses Pulver. Es hat einen scharfen,ätzenden Geschmack. Es zieht die Luftfeuchtigkeit an sich und löst sich unter grosser Feuchtigkeit in eine dickliche Flüssigkeit auf, die früher Weinsteinöl genannt wurde. Potasche wird als Vorbereitung zum Beizen von Baumwoll- und Leinenstoffen verwendet, ebenso als Zusatz bei der Indigofärberei. Sie kann auch mit Soda ersetzt werden.

Holzaschenlauge

Sie erfüllt den gleichen Zweck wie Potasche und kann selber hergestellt werden: 1 Kilo Holzasche (Buchenholz) werden mit etwa 2 L Wasser aufgesetzt und gekocht, bis sie ausgelaugt ist. Diese Lauge wird dann gesotten und durch ein Tuch gefiltert. 2-3 dl dieser Lauge werden dem fertiggefärbten, kalten Farbbad zugegeben und die gefärbte Wolle während einer Nacht darin belassen. Da es sich um eine Lauge handelt, die Wolle spülen und im letzen Spülbad einige Zeit im Essigwasser liegen lassen.

Holzaschen Lauge

Galläpfel - Sumach

Galläpfel und Sumach enthalten reichlich Galläpfelsäure sowie Gerbstoffe. Der Gallapfel ist ein Auswuchs , der an den Blättern der Eiche durch den Stich eines Insekts entsteht, welches seine Eier legt.

Galle Apfel

Dieser Auswuchs ist kugelförmig, schwärzlich-grau. Galläpfel in einem Mörser zerstossen und mit der 10-fachen Menge ihres Gewichts kochen. Man kann auch einige Galläpfel über Nacht einweichen, daraufhin 2-3 Std. Kochen . Daraufhin kann man sie mit Gummihandschuhen verstossen und weiterkochen. Das ganze wird eine schleimige , braune Masse, die man dann dem Farbbad zugeben kann. Natürlich kann man Galläpfel auch pulverisiert kaufen. Galläpfel werden zur Vertiefung des Farbtons sowie für dunle Blau- und Rotfärbungen sowie Grau- und Schwarzfärbungen, gebraucht. In Frankreich waren Versuche mit Kastanienrinde bei der Seidenfärberei erfolgreich und konnte in vielen Fällen die Galläpfel ersetzen. Sumach muss man nicht kochen. Sumachpulver mit kochendem Wasser übergiessen und ziehen lassen. Normalerweise mischt man ein Teil Sumach mit zwei Teilen Galläpfel, da Sumach doch wesentlich billiger ist.

Zitronensäure

Zitronensäure ist in Zitronen und säuerlichen Früchten enthalten. Die Säure entsteht durch das Eindämpfen bei mässiger Wärme . Sie verbindet sich mit Metalloxyden zu sauren Säuren und ergibt beim Färben mit Saflor eine rosarote Farbe.

Die Töpfe zum Färben

Das Material der verwendeten Pfannen hat einen grossen Einfluss auf die Leuchtkraft und Farbnuancen der Farben. Möchte man z.B ein kräftiges Rot, muss man unbedingt mit einem Kupfertopf arbeiten. Hat man aber ein dunkles Blau im Kopf, verwendet man besser einen Eisentopf.

Kupfertopf Fahlfärbung