Unter einer Patrone versteht man das Zeichnen von Bindungen. Die
vollständige Patrone gibt ein Bild der vier wesentlichen
Entstehungsfaktoren eines Gewebes:
Einzug der Litzen in den Schäften
die Verschnürung der Pedale an die Schäfte , die zeigt,
welche Schäfte sich heben sollen
die Tretfolge der Pedale
die Bindung selbst
Die Standarttrittfolge für die Leinwandbindung ist:
Schaft 1 am Pedal 1
Schaft 2 am Pedal 2
Eine Standarttrittfolge für Köper ist:
Schaft 1 & 2 am Pedal 1Schaft 2 & 3 am Pedal 2Schaft 3 & 4 am Pedal 3Schaft 4 & 1 am Pedal 4
Jedes Quaderat in einer Patrone stellt eine Litze dar
"oberstes Diagramm" Rechts oben ist angezeigt, welche
Schäfte miteinander gehoben werden sollen, und rechts
auf der Seite befindet sich die Angabe der Trittfolge.
Begriffe in verschiedenen Sprachen
Deutsch
Français
English
Leinwand
Toile
Plain
Köper
Sergé
Twill
Atlas
Satin
Satin
Waffel
Gaufré
Honeycomb
Diagonal
Diagonale
Diagonal
Krepp
Crèpe
Crape
Pedaltrittfolge
attachage
Tie-Up
Schaft
cadre
Harness
Kette
chaîne
warp
Schuss
duite
weft
Faden
fils
thread
Leinwandzwischenschuss
liaison
Tabby
Webstuhl
Métier
Loom
Webschiffchen
navette
shuttle
Pedale
pédales
threadles
Webblatt
peigne
reed
2 Schaft
Mit 2 Schäften kann man also einfach eine
Leinwandbindung weben. Ein Schaft ist oben, und der
andere unten, und danach umgekehrt. Natürlich kann man
von Hand Muster 'einlesen', d.H. , man zählt die Kette
ab und schiebt einen Einlesestab hinter den Schäften
ein, womit sich dann z.B. jeder dritte oder fünfte
oder achte Kettfaden heben lässt. Es ist etwas
Zeitraubend. Die Naturvölker haben so Wunderschöne
Muster angefertigt.
2 Schaftstuhl
Download der WIF Datei für den oben beschriebenen Entwurf.
Die Farbe
Sobald wir anfangen, mit zwei oder mehr Farben , auch
in der Kette, zu arbeiten, wird das 2 Schaft Weben viel
interessanter.
Auf dem Bild unten sehen sie verschiedene 2-Farbige
Einzüge . Das Gewebe wird also ganz unterschiedlich
aussehen, auch wenn es sich um eine einfache
Leinwandbindung handelt.
Sie können immer abwechselnd 1Kettfaden hell und eine
dunkel, oder zwei Kettföden hell und einer dunkel,
oder zwei hell und zwei dunkel, u.s.w.
In Ergänzung mit dem Schussfaden, jetzt mal in den
gleichen Farben wie die Kettfäden, in der gleichen
Rhythmik wie die Kette, entstehen so ganz andere
Erscheinungsbilder.
Die beiden Einzüge unten sind speziell interessant.
Sie heissen Log cabin.
Es zeigen sich nämlich diagonale und horizontale
Streifen, auf nur 2 Schäften ! Er entsteht durch den
Farbwechsel, indem man beim Streifenwechsel von quer
zu hoch zwei mal nacheinander die gleiche Farbe
beibehält, und umgekehrt das Selbe.Die Schussfäden
müssen der Kette entsprechen.
Sie können diesen Einzug zweifarbig machen, mit z.B.
Verschieden langen Streifen. Also z,B fangen sie mit
13 Fäden diagonal und 13 Fäden horizontal, danach mit
8 Fäden diagonal und 8 Fäden horizontal, danach 5 Fäden
diagonal und 5 horizontal, danach 3diagonal und 3
horizontal, aber fünf mal wiederholt, und danach wieder
zurück.
Es gibt viele Farblehren und Regeln dazu. Eine davon
sagt, maximal drei verschiedene Farben mit drei
Abstufungen zu gebrauchen.....
Einige Muster
nachfolgend einige Muster aus dem ''die farbige Gewebemusterung von
Franz Donat, 1907 ''
zum Thema Log cabin, die sehr interessant sind. Durch die Abwandlungen
beim Einzug einer zweifarbigen Kette entstehen ganz andere Tiefenwirkungen.
Blockmuster
Wird bei einem zweifarbigen gestreiften Einzug die entsprechende Farbe genauso so hoch gewebt wie sie breit ist, entsteht ein Quaderat.
Solche Blöcke ergeben dann Schachbrett-Muster.
Allerdings ist es der Flottierung halber schwierig, mit 2 Schäften solche Muster zu machen.
Das Bild unten hat eine Flottierung von 8 Fäden. Wenn man die Regel beachtet, nicht
mehr als 1/3 der Fäden pro cm Flottieren zu lassen, müsste man sich eine Kette von 24 Fäden pro cm vorstellen,
was dann etwa einem Seidenfaden von 60/2 pro Litze entspricht.
Mit einem 2 Schaft Webstuhl kann man mehrere verschiedene Muster
machen, je nach Einzug und Pedaltrittfolge, mit einem 4 Schaft
wird es interessanter, und mit einem 8 Schaftstuhl quasi
unbegrenzt.
Es ist jedoch sehr nützlich, bei einem 2 Schaft - Webstuhl 4
Pedale zur Verfügung zu haben, bei einem 4 Schaftstuhl 6 Pedale,
bei 6 Schäften 8 Pedale, u.s.w..
Es gibt grundsätzlich drei Arten Techniken:
-Leinwandbindung
-Köperbindungen
-Atlasbindung (ungerade Schaftzahl)
Zusätzlich zur Vielfaltigkeit der entsprechenden verwendeten
Technik bekommt man mit der Farbgebung eine grosse Spielfläche.
Hier folgt ein Sampler, der zeigt, was für Möglichkeiten man
hat, indem man den Entwurf farbig gestaltet :
Ripsgewebe
Ripsverbindungen sind von der Leinwandbindung abgeleitet, und lässt sich mit 2
Schäften weben.
Rips unterscheidet sich zur leinwandbindung durch seine Stärke, wodurch er auch
für Möbelstoffe verwendet werden kann.
Beim Kettrips
sieht man nur die Kette. Dazu werden die Kettfäden sehr dicht in
den Rechen gestochen. Damit die Litzen nicht zu nahe beieinander stehen, ist es
beim Kettrips besser, mit 4 Schäften zu arbeiten. Wenn man abwechslungsweise
einen dicken und einen dünnen Schussfaden gebraucht, wird der Effekt der Kette
noch verstärkt.
Eine zwei-oder mehrfarbige Kette erlaubt geometrische Muster. Der Farbwechsel
im Schuss erfordert das Weben von zwei Reihen mit feinem Garn.
Der Schussrips erfordert genügend Abstand zwischen den einzelnen Zähnen beim
Rechen, also nicht so dicht gestochen.
Der Schuss wird in einem Bogen geschossen, damit so mehr Faden vorhanden ist und die Kette überdeckt. Wenn man mit 4 Schäften arbeitet, kann man die Leinwandbindung als Zwischenschuss gebrauchen, was das Gewebe sehr stabil macht.
Mit dem webrahmen mit zwei Gatterkämmen sind also Muster möglich
4 Schaft
4 Mal gleicher Einzug mits
1 Farbigekette 1 farbiger Schus
2 Farbigekette 2 farbiger Schus
3 Farbigekette 3 farbiger Schus
4 Farbigekette 4 farbiger Schus
Köper als Doppelköper
Es werden die Schäfte 1 & 2, 2 & 3, 3 & 4 und 4 & 1 nacheinander
getreten.
Der Steigungswinkel ist durch das Material und den Schussfaden
beeinflusst. Bei gleicher Anzahl Schuss- wie Kettfäden pro cm.
, erhalten wir 45°. Bei dünnerem Schuss wird der Winkel flacher
und bei dickerem Schussgarn wird der Winkel steiler.
Durch Veränderung der Trittfolgen erhalten wir dann andere
Erscheinungsbilder. Tritte vor und zurück getreten oder in
Gruppen aufgeteilt sehen dann ganz anders aus.
Haben wir einen Webstuhl mit 4 Schäften und 6 Pedalen, können
wir zusätzlich die Leinwandbindung mit dem Tritt 5 mit Schaft 1
& 3, sowie an den Tritt 6 mit Schaft 2 & 4
die Muster verändern. Man kann z.B. nach jedem Köperschuss
einen Leinwandschuss, oder Partienweise , abwechseln, u.s.w.
Spitzköper
Wechselt die Einzugsrichtung von rechts nach links, nennt
sich das Spitzköper.
Man kann wieder die verschiedenen Trittfolgen abändern, kann
Leinwandzwischenschüsse machen,
unterschiedliche farbige Einzüge, andersfarbige Schüsse,
andersfarbige Leinwandzwischenschüsse oder unterschiedliche
Garnstärken von Köperschuss und Leinwandschuss machen.
Das Erscheinungsbild wird immer anders aussehen.
In dieser Form kann man auch den Einzug variieren.
Es gibt Bindungen, die einen Leinwandzwischenschuss zur Stabilität brauchen.
Gebrochener Spitzköper
Wenn man beim Einzug in den Schäften 1-4 einen Schaft überspringt, entsteht ein deutlicher Bruch im Gewebebild. Dieser Einzug wird gebrochener Einzug genannt.
Kett und Schussköper kombiniert ist auch möglich.
Diese Einzüge ergeben schöne grossflächige Gewebe.
Mit gebrochenen Köpereinzügen ist es nicht möglich, eine reine Leinwandbindung zu weben.
Figurierter Spitzeinzug – Halbdrell
Wird beim Spitzeinzug nicht gerade durch und wieder zurück in
die Litzen eingezogen,
sondern auf einzelnen Schäften ein- oder mehrfach vor und
zurück, ist das ein figurierter Spitzeinzug.
Halbdrell ist eine Bindungsart, die auf einem figurierten Spitzeinzug basiert, als solcher aber nicht mehr erkennbar ist. Mit Köper hat die Bindung nichts mehr gemeinsam.Der Effekt kommt vom Musterschuss,der an der Oberseite flottiert und nach unten verschwindet. Um dem Gewebe Stabilität zu geben, muss jeweils ein Leinwandzwischenschuss eingefügt werden.
Man erhält so 4 verschiedene Musterflächen.
Jedes Musterfach hat 3 verschiedene Abbindepartien:
-Die Musterflottierung liegt oben
-Die Musterflottierung
-Die Partie vom Zwischenschuss ( Tabby) zur Abbindung
Die Flottierungen können lang oder kurz sein
Sie können über die ganze Gewebebreite oder über einzelne
Rapporte laufen.
Ein Einzug nur auf Schaftpaar 1 & 2 und 3 & 4 ergeben zwei
Musterflächen ,
einen einfachen Block-Halbdrell, der keinen Zwischenschuss
benötigt.
Damit in der Abbindung keine Fehler entstehen, muss beim
Entwerfen der Einzugs
von einem geradezahligen zu einem ungeradzahligen Schaft, und
umgekehrt, wechseln.
Bei Gebrauchsgeweben wie Handtücher oder Kleiderstoffen sollte
die Flottierung nicht länger als 1/3 der Kettfäden pro cm. sein.
Jeder Musterschuss kann so oft wiederholt werden, bis das
gewünschte Bild erreicht wird, also z.B. Ein Quaderat entsteht.
Bei gezieltem Wechsel einzelner Musterschüsse bis zur vielfachen
Wiederholung derselben, können runde Formen gewebt werden.
Der Musterfaden kann dicker als der Zwischenschuss, oder
mehrfädig, oder andersfarbig, sein.
Wir können die Pedalfolgen um- und abändern, aber die
Kürze der Diagonalen bleibt.
Die alten Weber/innen haben sich deshalb auf die Breite
eines Musters konzentriert.
Es gibt sehr schöne Stoffe, sogenannte Coverletts , die
auf 4 Schaft Tischwebstühlen gemacht worden sind.
Blöcke
Blockeinzüge können als Würfelmuster oder aus verschiedenen Partien entstehen.
Würfelmuster nennt man auch Profilentwurf.
Zwei Quaderate mit zwei unterschiedlichen Farben können auf zwei Schäften hergestellt werden,
allerdings ist hier die Flottierung genau so lang wie der Block.
Mit vier Schäften hat man zwei mal zwei Schaftpaare in Leinwandbindung. Z.B. Schaft 1 und zwei als Block eins mit
Pedal eins und zwei , Block zwei mit Schaft drei und vier und Pedal drei und vier zusammen.
Durch den Einzug von zwei verschiedenen Farben in der Kette ergeben sich so schöne geometrische
Muster.
Profilentwürfe haben als Grundlage sowohl im Einzug wie in der Trittfolge Blocksequenzen. Was
für ein Erscheinungsbild entsteht hängt von der Schaftverschnürung ab. Unterschiedliche Schaftbindungen ergeben
ganz andere Profile.
Hier ein Beispiel , sehr klassisch, als ''Wheel of
fortune'', nach Mary Atwater, Shuttlecraftbook, 1928
Munkabälte
Dieses Muster wird aus zwei Partien hergestellt (Schachbrett)
In Kettrichtung können die Partien beliebig lang sein
Leinwandzwischenschuss
Eine Patrone kann dann so aussehen :
Schaft 1 und 2 erstes PartiemusterSchaft 3 und 4 zweites PartiemusterTritt 1 und 2 erste PartieTritt 3 und 4 zweite PartiemusterTritt 1 und 3 erste LeinenbindungTritt 2 und 4 zweite Leinenbindung
Das selbe Muster zweifarbig
Download der WIF Datei für den oben beschriebenen Entwurf.
Diese Muster sind so konstruiert, dass man einen
bestimmten Pedaltritt über längere Zeit beibehält,
dass heisst, dass man z.B. 10 mal nacheinander Pedal
1 und 2 benützt. Das heisst aber auch, dass wir über
einen längeren Musterabschnitt keine Abbindung der
Fäden haben. Man nennt dies die Flottierung. Die
Flottierfäden sollten 30% von einem cm. nicht
überschreiten.
Deshalb muss man bei diesen Gewebearten einen
Leinwandzwischenschuss, das sogenannte
Tabby, nach jedem Musterschuss , machen .
Sie müssen also nach jedem Musterschuss das Pedal los
lassen und je nach Verschnürung mit Pedal 1 und 3,
sowie 2 und 4, abwechslungsweise, den Leinwandschuss
werfen. Das Garn für den Leinwandschuss sollte sehr
dünn sein, und die Farbe spielt nicht so sehr eine
Rolle, da dieser Zwischenschuss nicht sichtbar ist
und nur zur Stabilisierung des Gewebes dient.
Es ist deshalb sehr praktisch, einen Webstuhl mit 4
Schäften und 6 Pedalen zu haben. Grössere Webstühle
haben das eigentlich Standartmässig. Falls sie nur
4 Pedale haben,können sie probieren,
noch 2 zusätzliche Pedale anzubringen, das ist nicht
so kompliziert.
Eine zweifarbige Kette, Gruppe 1 leinwandbildung, Gruppe 2 Köper
Einige Muster von Donat
hier noch ein Entwurf von Mary Atwater nach einem Stoff von J.Landes
Transparentgewebe
Transparentgewebe können auch mechanisch auf dem Webstuhl hergestellt werden.
Es eignet sich dünnes oder dickes Garn, oder grobes oder feines , verschieden strukturiertes ....
Wie der Namen sagt, erhält man ein transparentes, luftiges Gewebe.
An einigen Stellen in Kette oder Schuss lässt man Platz frei , oder zieht mehrere Kettfäden
durch das selbe Ried in Rechen, und lässt dafür andere frei..
Mit 4 Schäften kann man 2 Partien herstellen.
Bronson Weave nach Atwater
Nach jedem Schuss einen Leinwandzwischenschuss !
Blockmuster
Wabenmuster - Hälkrus - Pfauenauge
Das Wabenmuster ist vom Einzug her ein Partienmuster.
Der Schuss bildet Wellenlinien, die sich zu Kreisen oder Ovalen formen, und eine dreidimensionale
Wirkung erzeugen.
Die Blöcke können in der Breite beliebig verbreitert, verkürzt, unregelmässig, u.s.w sein.
Nachdem man mehrere Male die Tritte für Block A getreten hat, folgt ein Leinwandzwischenschuss
A mit dickem Garn. Danach wird mehrmals Block B getreten, worauf ein Leinwandzwischenschuss
mit dickem Schussgarn folgt.
Das Wabenmuster lässt sich abändern, indem man mit anderen Blockgrössen, Farben und Garnen arbeitet.
Atlasgewebe
Bei Atlasbindungen berühren sich die Bindepunkte nicht. Das heisst, dass alle Fäden flottieren.
Je nachdem, welche Fadenrichtung auf der Oberseite vorherrscht, spricht man von
Kett- oder Schussatlas. Obwohl sich die Bindepunkte nicht berühren, bilden Atlasgewebe einen schwachen Grat.
Das Kurzzeichen für Atlas ist A.
Wenigstens 5 Schäfte sind zur Erzielung einer reinen Atlasbindung erforderlich, auch 7,8 oder mehr Schäfte lassen sich anwenden.
Kreppbindungen
Das Kennzeichen der Kreppbindung ist ein verworrenes, unregelmässiges Bindungsbild.
Crêpe de Chine sind feine, weichfallende Stoffe.
Es sind flächig strukturierte Stoffe ohne eigentliche Musterung.
Zusammengesetzte Bindungen
Durch zusammensetzen verschiedener Bindungen in Kette und Schuss kann man in vielfältiger Weise mustern.
Die verschiedenen Bindungen können streifenweise, kariert oder Musterartig sein. Die aneinandergrenzenden Bindungen müssen scharf abbinden, um die Wirkung zu erhalten.
Um mit möglichst wenigen Schäften zu arbeiten, sollten die Ausgangsbindungen möglichst einfach sein.
Leinenbindung, Panama, Ripse , Atlas mit Köper eignen sich gut